Es war spürbar, dass ihr alle euch große Sorgen um unsere Zukunft hier in unseren Dörfern macht. So wie wir. Daher haben wir euch die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
Torben Ziel, Vertreter des Landkreises, hat auf Nachfrage des Moderators, Herr Wilken bestätigt, dass der Landkreis auf eine Anfrage der Samtgemeinde und der Gemeinden hin aktiv wurde. Die Behauptung der Samtgemeinde, es gäbe keine Möglichkeit der Einflussnahme durch die Gemeinden ist also schlicht falsch. Das ganze Verfahren startet jetzt, weil aus den Gemeinden heraus im Interesse der Fa. Lütchens der Landkreis um Prüfung der Änderung gebeten wurde.
Es stimmt schon, dass der Landkreis am Ende die Entscheidung fällt. Bei einer Änderung des RROPs müssen aber alle Stimmen gehört werden, da jeder ein Recht auf Einsprucherhebung hat!
Im ROP des Bundes steht explizit, dass in einem öffentlichen Verfahren alle Ebenen – von der Kommune bis zum Kreis – befragt und ein Stimmungsbild eingeholt werden muss. Das bedeutet für uns: Wenn unsere Gemeinderatsmitglieder den Antrag durchwinken, weil sie meinen, eh keine Entscheidungsmacht zu haben, entsteht der Eindruck bei der Samtgemeinde, dass Toppenstedt/Tangendorf dem Antrag zustimmt. Und so wird es dann die Samtgemeinde auch an den Kreis weitergeben. Deshalb fordern wir unsere Gemeinde- und Samtgemeinderatsmitglieder auf, „Nein“ zu dem Antrag zu sagen!
Jörg Knaack, Landschaftsarchitekt und Begleiter der Abbaupläne der Firma Lütchens, hat in seiner Präsentation ein paar Beispiele für „gelungene“ mögliche Renaturierungsmaßnahmen gezeigt: Eine brachliegende Magerwiese oder ein Industriegebiet wie zwischen Garstedt und Neu- Garstedt schwebt nicht nur der Fa. Lütchens und ihren Landschaftsplaner vor, sondern auch der Naturschutzbehörde. Da stellt sich natürlich eine weitere brennende Frage die wir nicht beantworten können: soll das der Ersatz für unseren schönen Wald sein? Oder vielleicht doch, wie auf der eindrucksvollen Karte aus dem Vortrag von Herrn Knaack, der mit der Firma Lütchens zusammenarbeitet: ein riesiger Baggersee? (Siehe: https://www.salzhausen.de/portal/seiten/dialogverfahren-rohstoffgewinnung-909000431-20190.html) Oder beides? Baggersee UND Industriegebiet?
Und was passiert unter diesen Umständen mit dem Naturschutzgebiet Pferdebach und Auetal? Der Abbau im jetzt vorhandenen Areal soll vertieft werden und dann wird das Wasser fließen: Was für Auswirkungen die Störung des Wasserhaushaltes durch den Nassabbau und der fehlende Wald auf die Bodenbedingungen im Naturschutzgebiet haben, kann man sich ausmalen. Übrigens: was bisher an Renaturierungsmaßnahmen in der vorhandenen Grube unternommen wurde, wird dann wohl wieder zerstört. Wann unter diesen Bedingungen überhaupt ein Zaun wegkommt und wir wieder Zugang zur Landschaft haben, ist sehr fraglich.
Und hier fassen wir noch einmal die Ausgangssituation zusammen: der restliche Wald zwischen Wulfsen und Tangendorf soll im Trocken- und Nassabbau verschwinden und zusätzlich sollen in Wulfsen und Garstedt neue Abbaugebiete entstehen. Dazwischen die Aue und der Pferdebach, die als FFH- Schutzgebiet (Flora- Und Fauna- Habitat) streng geschützt sein sollten.
Vor 22 Jahren, als der Sandabbau für die Firma Lütchens an der damaligen Bürgerinitiative mehr oder weniger vorbei genehmigt wurde, gab es vier Versprechen:
- Keine Bauschutt-Zertrümmerungsanlage.
- Der Abbau ist nach ca 20 Jahren beendet
- Der Wald wird nicht angetastet (Lütchens hatte den Abbau dort schon damals beantragt)
- Es wird in drei Schritten aufwändig und unter Aufsicht der Behörden fachgerecht renaturiert.
Heute schauen wir zurück und sehen, dass wenig Verlass auf Versprechen ist.Wir haben über 20 Jahre lang still gehalten, kein Wort darüber gesagt, als die Heide- und Brachlandschaft ausserhalb des Dorfes mehr und mehr zu einem abgesperrten Mondkratergebiet verkam.
Wir haben uns nicht gewehrt, als dann auf einmal doch die Zertrümmerungsanlage unser Dorf beschallte.
Wir ziehen die Köpfe ein und schweigen immer noch, wenn schwer beladene und schlimmer noch: leere Kieslaster im Minutentakt durch unser Dorf donnern- sie haben keine Zeit für Rücksicht auf Fussgänger, denn es wird im Akkord gefahren.
Nein, wir haben nichts gegen Kiesabbau. Aber wir alle gemeinsam werden dafür sorgen, dass mit uns geredet wird, wenn es um die Konditionen geht, wie der Abbau von statten geht und was getan werden muss, damit er umwelt- und menschenverträglich ist.
Nun kommt es drauf an! Bürger*innen, Einheimische und Zugezogene, Gemeinderät*innen und Bürgermeister*innen, ja auch ihr Sachbearbeiter*innen in den Behörden: Ihr könnt in die Geschichte unserer Dörfer eingehen als die Generation, die vorbildlich unseren Wald, das benachbarte Naturschutzgebiet und damit auch das Weltklima beschützt hat. Was gibt es Ehrenvolleres im Jahr 2021?
Was wir fordern:
- Der Wald bleibt voll umfänglich erhalten
- Das FFH- Gebiet soll geschützt und gepflegt werden
- Kein Zentimeter mehr Abbau als 2017 genehmigt
- nicht in der Länge,
- nicht in der Breite
- und schon gar nicht in die Tiefe
- Kein Nassabbau irgendwo.
- Die Grundwasserversorgung darf nicht gefährdet werden
- Sofortige Renaturierung der bereits abgebauten Flächen
- Der Zaun muss weg
- Zur Kiesgewinnung sollen ausschließlich Gebiete erster Ordnung in Betracht kommen
Dieser Verantwortung sollte sich auch die Firma Lütchens stellen und ihren Antrag zurück ziehen.
Ihr als Wählerinnen und Wähler könnt bei der anstehenden Kommunalwahl für Kandidat*innen stimmen, die sich für unsere gesellschaftlichen Klimaziele einsetzen und hier vor Ort eine klare Ablehnung der geplanten neuen Kiesgewinnungsflächen vertreten.
In diesem Sinne: Eure Freund*innen des Waldes und der Aue